KARSTKALT – Fall 1: Das Gaisloch
Die Geschichte beginnt..
Sonntag, der Nebel hing tief im Wiesenttal. Wie ein grauer Schleier zog er über den Fluss, verschluckte Geräusche und machte selbst vertraute Wege fremd.
Zwischen Behringersmühle und Schottersmühle lag das Tal still, nur das monotone Rauschen der Wiesent durchbrach die Stille. Am Eingang des Gaislochs, einer schroffen Felsnische mit unheimlichem Ruf, leuchteten die Taschenlampen der Spurensicherung. Rot-weißes Absperrband flatterte im Wind, als wäre es ein Mahnmal: Hier stimmt etwas nicht.
Kommissar Lorenz Vogl trat näher. Mit seinen 47 Jahren war er kein Neuling mehr im Geschäft, doch jedes Mal, wenn er vor einer Leiche stand, spürte er den Druck. Die Fränkische Schweiz war seine Heimat, seit er denken konnte. Aber dieser Ort hier – das Gaisloch – hatte ihn schon als Kind erschaudern lassen. Man erzählte sich Geschichten über Ziegen, die im Fels verschwanden, über Stimmen im Wind. Er hatte nie viel auf solche Märchen gegeben, aber er wusste: in jedem Mythos steckt ein Kern Wahrheit.
Vogl blieb kurz stehen, sog die kalte Luft ein. Du kennst das Tal, du kennst die Leute. Wenn hier jemand stirbt, ist das kein Zufall. Nicht so. Seine Gedanken schweiften ab zu seiner Frau, die er früh verloren hatte. Seitdem war er härter geworden, distanzierter. Er arbeitete gründlich, manchmal zu gründlich, sagten Kollegen. Doch er wusste, dass Genauigkeit über Leben und Tod entscheiden konnte – oder darüber, ob ein Täter frei herumläuft.
„Weibliche Leiche, Mitte dreißig“, sagte die Gerichtsmedizinerin und kniete neben dem Körper. „Keine sichtbaren Spuren von Gewalt.“
Vogl trat an den Leichnam. Die Frau lag wie hingelegt, fast arrangiert. Hände gefaltet, Haare glatt gestrichen, Kleidung erstaunlich sauber. Das war keine spontane Tat. Das war eine Inszenierung.
„Wer hat sie gefunden?“ fragte er.
„Einer der Kletterer. Er dachte zuerst, sie schläft.“
Vogl verzog das Gesicht. Schlafen? Hier? Niemand legte sich freiwillig ins Gaisloch. Nicht bei dieser Kälte, nicht in diesem Felsentor, das schon bei Tageslicht bedrohlich wirkte.
Sein Blick wanderte über den feuchten Boden. Dann entdeckte er ein kleines, zerknittertes Blatt Papier neben dem Kopf der Frau. Mit Handschuhen hob er es auf. Die Schrift war krakelig, unruhig, fast gehetzt: „Es war nicht das Ende. Es ist der Anfang.“
Vogl spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Das war keine zufällige Notiz. Das war eine Botschaft. Aber an wen? An ihn? An die Polizei? Oder an jemanden, der ebenfalls zuschauen sollte?
Er sah auf die Tote hinab. Wer bist du? Warum ausgerechnet hier? Und wer will uns etwas mitteilen?
„Sichern Sie alles“, ordnete er an, fester als beabsichtigt. „Fotos, Fasern, Schuhabdrücke, jede Kleinigkeit.“
Die Spurensicherung arbeitete schweigend. Vogl trat zurück, blieb im Eingang des Gaislochs stehen. Der Wind pfiff durch die Felsspalten, irgendwo tropfte Wasser. Für einen Moment war er sicher, ein Flüstern gehört zu haben. Er blinzelte, lauschte. Einbildung. Du bist müde. Doch das Gefühl ließ ihn nicht los.
Er sah auf den Zettel in seiner Hand. „Es ist der Anfang...“
Ein Satz, der ihm in den Knochen stecken blieb.
Vogl wusste, dass er heute Nacht nicht schlafen würde. Dieses Tal, dieser Fund, die Inszenierung – es war mehr als ein Mord. Es war der erste Zug in einem Spiel. Und er ahnte, dass der Gegner die Regeln schon längst kannte.
Dies war kein Unfall. Dies war der Beginn.
Szene: Montag, Zeugenhinweis aus Waischenfeld
Kommissar Vogl sitzt in seinem Büro in Forchheim über den Akten, als das Telefon klingelt.
Auf dem Display: Polizeiinspektion Pegnitz.
Vogl (nimmt ab, knapp):
„Vogl.“
Polizistin Pegnitz:
„Grüß Gott, hier Polizei Pegnitz. Wir haben da vielleicht was für Sie wegen dem Fund an der Gaiskirche....
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Szene: am Dienstag, Ernüchterung an der Pulvermühle
Der Regen prasselt unaufhörlich auf die Kapuze, ...läuft Vogl kalt den Nacken hinab.
Er steht im matschigen Hof der alten Pulvermühle, den Blick auf das verfallene Nebengebäude gerichtet.
Der Hinweis von Wolfmann klingt ihm noch im Ohr: „Schau’ns’ bei der alten Brücke nach...“
Er zieht das Handy, macht ein paar Fotos von den schlammigen Reifenspuren am Boden. Doch die Rinnen sind schon halb vom Regen ausgewaschen. Keine klare Spur, kein Ansatz, nur verwischte Abdrücke im Morast.
Vogl geht weiter, tastet die Umgebung ab.
Die Fenster sind vernagelt, ein Dachziegel löst sich und zerschellt neben ihm im Gras. Er späht hinein, doch alles, was er sieht, ist nur Staub, Spinnweben, der Geruch von Moder.
„Verdammt“, zischt er.
Er ruft die Kollegen aus Pegnitz, sie durchsuchen gemeinsam das Gelände. Systematisch, wie es Vorschrift ist: Gebäude, Bachlauf, alte Brücke.
Doch Minute um Minute verrinnt, und außer nasser Kleidung und einem Berg von Frust bringt die Aktion nichts..
Später lehnt er am Wagen, die Tropfen laufen ihm über die Stirn. Die Notizen im Block sind knapp: „Pulvermühle – kein Ergebnis.“
Vogl schließt die Augen, atmet tief durch. Wolfmann hat etwas verschwiegen, da ist er sich sicher. Aber ohne Beweise bleibt es nur ein Gefühl.
Er spürt, wie die Kälte durch den Mantel dringt.
Die Spur, die einzige greifbare Spur – ist im Regen erloschen...
- Ermittlungsvermerk - Fall Gaiskirche/ Wiesenttal
Betreff: Hinweis Hubert Wolfmann – Überprüfung Pulvermühle
Datum: 23.09.2025
Sachbearbeiter: KHK Lorenz Vogl, PI Forchheim
Sachverhalt:
Am 21.09.2025 meldete sich der Zeuge Hubert Wolfmann, wohnhaft in Waischenfeld, bei der Polizei Pegnitz. Wolfmann gab an, die am Fundort „Gaiskirche“ aufgefundene weibliche Person einige Tage zuvor im Bereich des Marktplatzes Waischenfeld gesehen zu haben.
In seiner Aussage deutete er außerdem an, dass „bei der alten Brücke“ bzw. im Bereich der Pulvermühle etwas Relevantes zu finden sei.
Maßnahmen:
Rücksprache mit PI Pegnitz, anschließend Verlegung in den Bereich Pulvermühle (Gemarkung Waischenfeld).
Anfahrt und erste Erkundung der Örtlichkeit durch KHK Vogl gegen 09.23 Uhr.
Sichtung des Geländes (Brücke, Nebengebäude, Uferbereich).
Dokumentation der Umgebung (Fotos, Notizen, Wetterlage: Starker Regen)
Nachforderung einer Streifenbesatzung zur Absicherung und Unterstützung.
Absuche der näheren Umgebung, inkl. Nebengebäude, Gelände am Bachlauf, Zufahrtswege.
Ergebnis:
Keine Personen oder verdächtigen Fahrzeuge angetroffen.
Keine verwertbaren Spuren (Reifenspuren nicht eindeutig zuordenbar, Witterungseinfluss).
Keine Hinweise auf Aufenthalt der unbekannten weiblichen Person im Bereich Pulvermühle.
Spurensicherung erfolglos, keine Anknüpfungspunkte für weitere Sofortmaßnahmen.
Bewertung:
Die Angaben von Zeuge Wolfmann konnten vor Ort nicht bestätigt werden.
Die Spur Pulvermühle ist derzeit als erkaltet einzustufen.
Weitere Ermittlungsansätze ergeben sich aus der Spur vorerst nicht.
Unterschrift:
KHK Lorenz Vogl
PI Forchheim
Dienstliche Mitteilung – Kriminalhauptkommissar Lorenz Vogl
Betreff: Ermittlungsstand – Vorfälle Gaisloch und Pulvermühle
Ort: Polizeidirektion Bayreuth, Büro des Leitenden Kriminaldirektors
Datum/Uhrzeit: Donnerstag, 25.09.2025 - 09:15 Uhr
Kommissar Vogl erschien zur Lagebesprechung beim Vorgesetzten, Kriminaldirektor Dr. M.
Vogl berichtet über die durchgeführte Untersuchung bei der Pulvermühle.
Ergebnis: Keine verwertbaren Spuren. Keine Fingerabdrücke, keine eindeutigen Faserspuren. Verdacht, dass der Hinweis von Zeuge Wolfmann gezielt zur Ablenkung diente.
Gesprächsverlauf (auszugsweise):
Dr. M.: „Herr Vogl, wir haben bereits drei Anfragen von der Presse auf dem Tisch.....
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Kommissar Vogl ist nach dem Termin beim Chef nochmal zum Tatort gefahren und fragt sich woran die Frau im Gaisloch gestorben ist..
Vogl:
„Also ehrlich gesagt, ich blick noch nicht so richtig durch. Die Frau hier im Gaisloch – keine Spuren von Gewalt, kein offensichtlicher Unfall. Irgendwas passt da nicht.“
Kollege Meißner:
„Hm… vielleicht doch ein Sturz? Das Gelände hier ist steil und tückisch.“
Vogl:
„Schon möglich. Aber die Verletzungen sind seltsam, und sie lag wie hingelegt und dann diese Verfärbungen an den Lippen… Das sieht man nicht bei einem simplen Unfall.“
Meißner:
„Du denkst an eine Vergiftung? Könnte von Pflanzen stammen… ein falscher Pilz vielleicht. Oder ein Medikament, das sie nicht vertragen hat.“
Vogl:
„Alles möglich. Und vergiss nicht – im Tal gibt’s noch diese alten Geschichten.
Außerdem hat uns dieser Wolfmann aus Waischenfeld etwas verschwiegen!
Der weiß mehr, das spüre ich..
Szene: Donnerstag, Bäckerei Rippl, Pegnitz
Kommissar Vogl starrte in seinen dampfenden Kaffee, während er mit der Gabel gedankenverloren im Streuselkuchen stocherte. Die vertraute Gemütlichkeit der alten Bäckerei stand in krassem Gegensatz zu dem, was er gerade von seiner Kollegin gehört hatte.
„Du wirst lachen, Vogl,“ hatte sie beim Reinkommen gesagt, die Mappe fest unter den Arm geklemmt, „aber im Archiv ist noch was aufgetaucht. Ein alter Fall, fast dreißig Jahre her. Damals hat schon ein gewisser Wolfmann ausgesagt…“
Vogl hob die Augenbraue. „Wolfmann? Der schrullige Alte von neulich?“
Sie nickte und schob die Mappe über den Tisch. „Und weißt du, um wen es damals ging? Einen Kerl, den hier alle nur den Schottermann nannten. Verschwunden. Spurlos.“
Ein kurzer Moment der Stille. Nur das Klirren von Kaffeetassen und das Quietschen der Eingangstür, als ein Kunde hereinkam.
Vogl beugte sich über die Unterlagen. „Wenn das zusammenhängt, dann…“ Er verstummte, ließ den Satz offen...
Draußen zogen dunkle Wolken über Pegnitz.
Freitag, Zeitungsartikel im Franken Kurier
LEICHE IM GAISLOCH!
Polizei ahnungslos – Mörder lacht ins Fäustchen
Waischenfeld – Schock im idyllischen Wiesenttal! Dort, wo sonst Wanderer ihre Brotzeit auspacken, fanden ein paar junge Kletterer vergangenen Sonntag eine tote Frau in der Felsenhöhle „Gaisloch“. Doch statt Antworten gibt es nur eines: totale Ratlosigkeit.
Trotz zahlreicher Einsatzkräfte am Tatort wirkt die Polizei ahnungslos. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, stammelt der zuständige Kommissar vor der Presse.
Insider verraten: Es gibt keine Spur. Keine Tatwaffe. Kein Motiv. Nichts.
Während die Polizei im Dunkeln tappt, brodeln die Gerüchte im Tal:
- War es ein Ritualmord?
- Treibt ein Serientäter in der Fränkischen sein Unwesen?
- Oder steckt ein Komplott hinter der grausigen Tat?
Eines ist klar, die Bevölkerung ist entsetzt – und die Angst wächst!
„Hier geht keiner mehr allein in den Wald“, sagt Anwohnerin Ludmilla H. mit Tränen in den Augen.
Fakt ist: Der Täter läuft noch frei herum. Und während sich Vogl und seine Kollegen in Akten vergraben, hat der Mörder offenbar nur eines im Sinn: Er spielt weiter Katz und Maus.
Wie viele Opfer braucht es noch, bis die Polizei endlich handelt?
Szene: Polizeidienststelle Forchheim, Büro von KHK Vogl.
Es ist später Vormittag. Der „Franken Kurier“ mit der Schlagzeile „Leiche im Gaisloch!“ liegt aufgeschlagen auf dem Tisch. Vogl zieht an seiner Zigarette, pustet den Rauch zur Decke und schnaubt hörbar.
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Vogl (grimmig):
„Verdammt nochmal… schau dir das an, Heller. Die machen uns hier zum Gespött. ‚Polizei ahnungslos – Mörder lacht ins Fäustchen‘. Wenn ich den Schreiberling erwische...
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Fortsetzung folgt....